Liköre gelten häufig als klebrige Getränke, die mit wenig Anspruch für wenig anspruchsvolle Konsumenten gemacht werden. In der Spirituosenwelt genießt diese Kategorie meist kein sehr hohes Ansehen. Allerdings gehört die Erzeugung eines komplexen und vielschichtigen Likörs zu den schwierigsten Aufgaben eines Destillateurs.
Geruch: grüner Apfel
Geschmack: Rhabarber, zartes Himbeeraroma, Grapefruit
Abgang: Limettenschale, pelziges Mundgefühl, Oxalsäure
Zutaten:
Rhabarbersaft “Holsteiner Blut”, Rhababerbrand, Zucker
Holsteiner Blut: Die Rhabarbersorte ‘Holsteiner Blut’ hat blutrote Stengel. Die im Vergleich zu anderen Rhabarbersorten eher dünnen Stämme zeigen auf der Rückseite eine ausgeprägte Riffelung und weisen innen tiefe Rillen auf. Das Fleisch ist grün bis rosa, im unteren Stiel manchmal rot gefärbt. Die Blätter haben eine dunkelgraugrüne Farbe. Die Blattspreiten sind stark vesikulär und haben einen auffälligen Wellenrand. ‘Holsteiner Blut’ hat einen sehr guten und rhabarbentypischen Geschmack mit ausgeprägter Säure.
Alkohol: 23.4 % vol.
Inhalt: 0,5 l
Herstellung:
Viele kleine Likörproduzenten beziehen ihre Zutaten von großen Herstellern, die sich auf den Vertrieb von Fruchtsaft, Nektar oder Konzentrat spezialisiert haben. Obendrein wird häufig als alkoholische Basis für die Likörproduktion Ethanol landwirtschaftlichen Ursprungs verwendet. So bekommt der Konsument vielleicht den Eindruck einen Likör von einem kleinen, regionalen Produzenten erworben zu haben, jedoch stammen sämtliche Zutaten von industriellen Zuliefern. Das Freimeisterkollektiv geht hier andere Wege und so haben wir Matthias Schulz, der eine Kelterei und Brennerei in vierter Generation führt und den Likör-Experten Gerald Schroff von der Preussischen Spirituosen Manufaktur gefragt, ob sie gemeinsam einen Rhabarberlikör entwicklen wollen, für den nur selbst gemachter Rhabarbersaft und Rhabarberbrand verwendet wird.
Gerald Schroff
(Destillateur aus Wedding, Berlin)
Gerald Schroff hat mit seiner Preussische Spirituosen Manufaktur die deutsche Craft-Brenner-Szene entscheidend mitgeprägt. Bereits 2007 wiederbelebte der ausgebildete Gastronom mit seinem Partner Prof. Dr. Ulf Stahl die Marke Adler Gin und gilt somit als einer der Pioniere, die Produkte von Klein- und Mikrobrennern mit der aufkommenden Barkultur vermählten. Im Stammhaus im Berliner Wedding entstehen neben den beiden Flaggschiffen Adler Gin und Adler Wodka vielfach ausgezeichnete Geiste und Liköre.
Matthias Schulz
(Brenner aus Diesdorf, Altmark)
Der Urgroßvater brannte noch heimlich Johannisbeer-Trester in der Waschküche, Matthias Schulz hingegen geht seiner Tätigkeit heute hochoffiziell nach – und höchst erfolgreich. So bringt er für seine Produkte regelmäßig Auszeichnungen mit nach Hause nach Sachsen-Anhalt, wo er die Diesdorfer Süßmost-, Weinkelterei und Edeldestille leitet. Diese ist eine Kombination aus Mosterei, die Obstsäfte produziert, und Brennerei, die Obstbrände destilliert – und somit eine ideale Voraussetzung für qualitativ hochwertige Fruchtsaftliköre. Matthias Schulz kauft keine für die Likörproduktion wichtigen Zusatzstoffe zu, sondern produziert alles vor Ort selbst. Auch verwendet er keinen Neutralalkohol, der bei Fruchtlikören häufig zur Anwendung kommt, sondern ausschließlich Obstbrand. “Aufwändig, aber das Ergebnis wird vor allem von der weiblichen Kundschaft geschätzt”, so Matthias Schulz.